Bago: Donnerstag, 15. Januar 2015
Nach dem Frühstückt mussten wir uns von Yangon verabschieden. Mit dem Taxi würden wir um 10 Uhr zum Bahnhof gefahren, da wir bis Bago, unserm nächsten Ziel, den Zug nehmen wollten. Das Lösen des Tickets war einfacher, als wir befürchteten, aber es dauerte einige Minuten. Speziell fanden wir auch, dass der Mann am Schalter unsere Pässe verlangte. Als er uns endlich die Billette aushändigte, sahen wir auch weshalb. Das Billett war fein säuberlich von Hand ausgefüllt und enthielt alle Angaben über uns aus dem Pass- stellt euch das in Zürich am HB vor ;-)! Die Zugfahrt sollte 2 h dauern und wir dachten, dass wir uns für diese Strecke die "Upper Class" leisten: es war sehr teuer: 2000 Kyat = 2 Dollar/Person. Für die Circle Line in Yangon hatten wir in der normalen Klasse 200 Kyat = 20 Cent/Person bezahlt und waren 3 h unterwegs!
Der Zug sollte um 11 Uhr fahren, also setzten wir uns mit unserem ganzen Gepäck in die Wartehalle. Kaum hatten wir uns hingesetzt, sprachen uns 2 offizielle Gepäckträger an und fragten, wohin wir wollten. Freundlich gaben wir Auskunft und die 2 Packten schnell und ganz selbstverständlich unsere beiden schweren Kofferrucksäcke auf ihren Rücken, liefen davon und deuteten uns, ihnen nach zu kommen. Es sah für uns aus, als ob dies eine selbstverständliche Hilfsbereitschaft der beiden wäre. Tatsächlich brachten sie uns zu unserm Zug, der anscheinend um 10.30 Uhr schon bereit stand. Die Männer trugen unser Gepäck in unser Abteil und hievten es auf die obere Ablage- alles ganz selbstverständlich- und dann verlangte der eine 2 Dollar für jeden für diesen Service! Wie naiv von uns... Vehement und wie aus einem Mund sagten Ueli und ich: "No, no!!!" Ueli steckte ihm 2 Dollar hin, worauf dieser böse wurde und ebenso bestimmt wieder 4 Dollar meinte. Wir blieben hart, bis sein Kollege ihn verlegen lachend anstupste und weiterschob, bis er aufgab. Und wir sind um eine Erfahrung reicher, dass nicht alle Burmesen ehrlich sind- wie auch nicht alle Schweizer....
Wir machten es uns im Zug bequem und warteten gespannt, ob er auch pünktlich abfahren würde. Die Sitze waren gepolstert und recht bequem, aber furchtbar schmuddelig, abgewetzt, die Lehnen defekt und auch nicht mehr an allen Teilen im Boden befestigt. Das könnte ja lustig werden meinten wir zueinander, denn wir hatten gelesen, dass die Strecke etwas holprig ist. Es war 10.47 Uhr und tatsächlich begann der Zug zu rollen. Dass er sogar zu früh losfahren würde, hätten wir nun wirklich nicht gedacht. Man sieht aber auch nie Menschen auf den Zug rennen, denn viele sind meist schwer bepackt mit Ware, die sie irgendwo hin bringen. Der Perron ist schon einiges vor der Abfahtszeit mit am Boden sitzenden Menschen bevölkert, die geduldig warten. Dazwischen gehen Ess- und Trinkwarenverkäufer herum und preisen ihre frischen Sachen lautstark an. Dasselbe geht dann im Zug weiter, einige fahren auch mit und gehen die Wagons auf und ab, bis sie alles verkauft haben.
Dieser Zug war schneller unterwegs, als jener der "Circle Line" und es kam wie erwartet, wir wurden immer wieder heftig hin- und her-, auf und ab geschüttelt, wenn wir über die wahrscheinlich auch nicht mehr allzu gut befestigten Schwellen fuhren. Es sah so lustig aus, dass ich von Ueli ein kurzes Video drehen musste. Leider kann man es nicht auf den Blog laden. Es sieht einwenig wie "versteckte Kamera" aus :-))
Etwas weiteres speziell erwähnenswertes an den Zügen, die wir in Myanmar bisher gefahren sind, ist die natürliche Air Condition. Es hat einfach keine Fenster! Da es warm bis heiss ist tagsüber, empfanden wir dies als ganz angenehm, aber es war sehr laut. Wenn man dann noch in der Nähe der Lokomotive sitzt, dröhnen die Ohren am Abend vom ständigen Hornen des Lokführers wie nach einem Rock-Konzert. Es ist allerdings notwendig, dass der Lokführer sich bemerkbar macht, weil immer wieder Leute auf den Gleisen sitzen, zwischen den Gleisen gehen oder auch ihre Kleider zum trocknen darauf legen. Auch spielende Kinder und Hunde haben wir auf den Schienen gesehen.
Manchmal kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus, wie anders hier so vieles läuft. Zum Beispiel fragten wir uns auch, ob sich der junge Mann, der sich irgendwann auf der Strecke neben mich gesetzt hatte und ein Junge der auf der andern Seite des Gangs im Nachhinein Platz genommen hatte, das Billett dieser Klasse leisten konnten oder ob sie etwa schwarz fuhren. Als nach längerer Fahrt der Billettkontrolleur vorbei kam, hat Ueli beobachtet, wie beide ihm etwas Geld steckten und dieser wortlos weiter ging. Ueli ist sich sicher, dass es niemals 2000 Kyat waren und ich hatte den "Kuhhandel" nicht einmal bemerkt.
Pünktlich kamen wir in Bagó an und waren froh, aussteigen zu dürfen. Aber wir möchten diese Zugfahrt nicht missen.
Wie schon gewohnt nahm uns auch hier gleich ein Tuk Tuk-Vermittler in Empfang. Er war sehr freundlich und Ueli einigte sich schnell mit ihm, dass wir für 2 anstatt 3 Dollar zum Hotel gefahren würden. Für einmal lief es reibungslos und der junge Mann war sympathisch. Er half uns im Hotel auch noch an der Reception und wollte uns gerne am spätern Nachmittag noch mit dem Tuk Tuk Bagó zeigen. Da Ueli am Vorabend vermutlich einen schlechten Tintenfisch gegessen hatte und eine sehr schlechte Nacht hinter sich hatte, vertrösteten wir ihn auf morgen. Er hinterliess uns seine Handynummer und gab auch an der Reception die Anweisung, dass der Hotelmanager ihn morgen anrufen sollte, wenn es Ueli besser ging. Es scheint in Bagó ein starker Konkurrenzkampf unter den Tuk Tuk-Fahrern und Guides zu herrschen. Es hat viele und alle müssen Geld verdienen. Wie arm diese Menschen sind und wie bescheiden sie leben müssen, sollten wir am nächsten Tag aus nächster Nähe erfahren.
Den Rest des Tages verbrachte Ueli im Bett und war froh, sich ausruhen zu können.
Das Hotel "Jade Garden" ist nicht gerade gemütlich und die "Sauberkeit" des Zimmers und Badezimmers ließ zu wünschen übrig. Weil wir schon so viel an Staub und Schmutz erlebt haben, sind wir bescheidener geworden in den Ansprüchen. Wenigstens waren die Betten sauber.
Da das Hotel sich etwa 30 Minuten zu Fuss ausserhalb der Innenstadt befindet und ich keine Lust hatte dort alleine herum zu gehen, blieb ich auch im Hotel und nutzte die Zeit, um zu lesen und im Blog zu schreiben. Das Internet ist hier im Süden noch langsamer und wird durch die heftig schwankende Stromversorgung immer wieder unterbrochen. Deshalb mussten wir das Heraufladen von Fotos aufgeben und haben gemerkt, dass wir auch nicht mehr schreiben können. Die Tücken der Technik! Myanmar hat alle modernen Errungenschaften, aber sie sind noch lange nicht im ganzen Land bereit, diese zu nutzen. Auf der einen Seite fühlen wir uns vom äussern Eindruck her, den wir von der großen Stadt Yangon (6 Mio. Einwohner auf eine Fläche, fast doppelt so gross wie Deutschland) haben, in eine Zeit zurück versetzt, die unsere Grosseltern vielleicht erlebt haben und doch haben sie alle Technik der Moderne. Wir fragen uns, wie die jungen Menschen hier damit umgehen. Sehr viele sind sehr arm und doch wollen sie Fernseher, Handy, Mofa, Kleider, Auto. Wahrscheinlich kommt es auch hier so, wie in Kambodscha, dass viele durch Kleinkredite in die Schuldenfalle geraten. Leider ist das ja auch in Europa nicht anders.