1.- 8. Januar 2015
Die ersten 4 Tage des Neuen Jahres haben wir vorallem am Strand und im "Secret Garden" verbracht, da es hier wirklich schön und gemütlich ist. Gegen Abend, wenn das Licht warm golden wird, machten wir jeweils einen ausgedehnten Spaziergang dem langen Strand entlang. Wir waren öfter fast alleine unterwegs auf dem langen Abschnitt des öffentlichen Strandes bis zum nächsten bewohnten Strandstück, das sich "Otres 1" nennt. Wir wohnten am "Otres 2", welches kleiner und ruhiger ist. Aber auch am "Otres 1" ist es uns wohl gewesen und wir haben dort zweimal in einem der kleinen Strandrestaurants gegessen, das erste Mal vom Grill Fisch, Tintenfisch und Crevetten, alles vor Ort gefischt und ausgezeichnet, wenn sie es nicht zu lange auf dem Grill lassen ;-). Das zweite Mal haben wir bei "Pappa Pipo", einem Italiener tatsächlich eine feine Pizza bekommen! Eine Hawaina und eine Foccacia mit Spinat, der hier Wasserspinat ist und gut schmeck, aber geschmackloser ist, als unser Spinat. Es war das zweite Mal, seit wir in Asien sind, dass wir Pizza gegessen haben. Diejenige von Papa Pipo war wirklich "echt". Wir haben Papa Pipo sogar angetroffen. Es ist nicht nur ein Name, sondern ein älterer Herr, der hier seinen Lebensabend verbringt, aber noch etwas machen möchte. Selber arbeitet er nicht mehr gross mit, aber er hat sein Zuhause dort. Die Pizzeria läuft gut und hat viele Angestellte. Da es an den Abenden und auch am Morgen in letzter Zeit kühler geworden ist, haben wir hier sogar wiedereinmal Rotwein (aus Sizilien natürlich ;-) getrunken.
Der Alkohol ist in Kambodscha sehr günstig, weil sie wahrscheinlich keine Alkoholsteuer haben. In den Geschäften und Restaurants findet man Wein aus Frankreich (1. Stelle- vermutlich auch ein Relikt aus der Kolonialzeit), Chile, Australien.
Am Montag, 5. Januar hat uns der Entdeckergeist wieder gepackt und wir sind mit einem gemieteten
Roller der Küste entlang zu andern Stränden gefahren und haben uns die Gegend angeschaut. Es war
interessant den Handelshafen zu sehen, als dann aber weiter nördlich nur noch Fabriken am Wegrand
standen, sind wir in die Stadt zurück gefahren und haben noch einen Halt bei der grossen Markthalle Phsar Leu in Sihanoukville gemacht. Das Treiben dort faszinierte mich. Es gibt wenige "Langnasen", die sich hierhin verirren. Anschliessend besuchten wir ein weiteres Sozialprojekt, "The Starfish Café and Shop" (s. übernächsten Post). Dort können wieder Menschen mit irgendwelchen Behinderungen beschäftigt werden. Es gibt eine eigene Backstube und das schöne Café mit idyllischem Garten zum verweilen und erholen vom hektischen Treiben und Lärm der Stadt. Im eigenen Nähatelier werden die Sachen zum Verkauf im Laden hergestellt. Auch zwei Masseurinnen
wurden inzwischen dort ausgebildet und bieten verschiedene Massagemethoden an. Leider haben wir dies zu spät erfahren, unsere Körper hätten es uns gedankt, denn ein Tag auf dem Roller mit
unbequemem Sturzhelm ist nicht so ganz entspannend ;-)
In den Tagen im "Secret Garden" haben wir immer wieder Kontakt mit den Angestellten im Restaurant gehabt. Sie sind sehr freundlich und bemüht um das Wohl der Gäste. Mit der Zeit wurden sie immer neugieriger und wir wurden über alles ausgefragt. So haben wir mit zwei jungen Frauen,
Sreynich (23 J.) und Lyly (22 J.) ein sehr herzliches Verhältnis aufgebaut. Beide haben schwere
Familiengeschichten, Lyly muss für zwei jüngere Geschwister und die Mutter (Hirntumor) sorgen, der Vater ist vor acht Jahren gestorben. Sreynich hat gegen den Willen ihrer Familie (Bauern) nach dem College die Schule verlassen und ihre Liebe geheiratet. Jetzt hat sie ein 10 Monate altes süsses
Mädchen, muss aber 100% arbeiten, weil ihr Mann zuwenig verdient und sie auch Schulden haben,
weil sie Geld aufgenommenen haben, um die Eltern zu unterstützen. Die kleine Tochter ist tagsüber bei der Schwiegermutter, die schon über 70 Jahre alt ist und nichts Gutes an Sreynich findet. Wir können uns das nicht vorstellen, weil Sreynich eine so feine, zurückhaltende aber fleißige und freundliche junge Frau ist. Ihre eigene Familie und ihre Freunde haben sich auch von ihr abgewendet,
weil alle fanden, Sreynich müsste studieren und sollte nicht heiraten. Dadurch konnte sie auch nicht
bei ihren Eltern bleiben, wie das in Kambodscha üblich ist. Der Mann zieht in die Familie seiner
Frau. So ist Sreynich etwa 100 km entfernt von ihrer Ursprungsfamilie und fühlt sich einsam und ist oft traurig, fehlt wegen Problemen mit der Schwiegermutter auch mal bei der Arbeit. Wir verstehen ihre Familie, weil Sreynich sicher intelligent ist, sie spricht und schreibt auch gut englisch und sich
damit einen bessern Boden für Ihr Leben hätte schaffen können. Aber sie hat es sich anders
ausgesucht und dies ist ihr auch bewusst.