Fahrt mit dem Minibus von Banyuwangi nach dem Bromo-Vulkangebirge im Tengger-Semeru-Nationalpark.
Als ich heute Morgen um 6.30 Uhr wach wurde, war mein erster Gedanke bei Ueli, der nun schon seit 6 1/2 Std. mit Windu und einem lokalen Führer unterwegs war zum Kawah-Kratersee des Gunung Ijen. Eigentlich hatte ich keine Ahnung, wann sie zurück sein würden und keine Vorstellung, wo sie um diese Zeit etwa sein könnten. Ich fühlte mich noch immer müde, obwohl ich 10 Std. im Bett gelegen hatte. Der Schlaf war irgendwie nicht der erholsamste gewesen und ich spürte die vorletzte kurze Nacht und die langen Autofahrten unangenehm in meinen steifen Muskeln. Wie jeden Morgen, bewegte, dehnte und streckte ich meinen Körper zuerst, um wach zu werden und die Steifheit zu vertreiben. Dann kochte ich mir einen Kaffee und setzte mich gemütlich vor unserm Zimmer auf die kleine Terrasse, um auf die Rückkehr von Ueli in der Morgensonne zu warten. Ich war gespannt auf seine Erlebnisse in der heutigen Nacht und bedauerte es natürlich sehr, dass mir das Reiseprogramm auf Java zu streng war, sodass ich auf das Blaue Licht am Schwefelsee des Kraters verzichten musste. Sicher würde Ueli wieder wunderbare Fotos schiessen und mich das Verpasste so nachleben lassen- ein kleiner Trost.
Kurz vor 8 Uhr stand Ueli dann plötzlich strahlend vor mir und eine Schwefelwolke umhüllte mich ;-). Als erstes wollte er deshalb gleich unter die Dusche und frische Kleider anziehen. An Schlafen war nicht zu denken, da wir heute noch einige Stunden Autofahrt zum Bromo-Vulkangebirge, unserm nächsten nächtlichen Abenteuer vor uns hatten. Gemütlich frühstückten wir zusammen im offenen Restaurant des Hotels mit Blick auf einen wunderschönen, gepflegten Garten.
Um 10 Uhr wurden wir pünktlich, wie immer :-) von Karang und Windu im Hotel abgeholt. Windu warnte uns vor, dass wir 5- 6 Std. unterwegs sein würden. Ueli hatte die 2. Nacht mit wenig Schlaf hinter sich und wollte versuchen sich auf dem hintersten Sitz im Minibus etwas auszustrecken und zu schlafen. Ich versuchte mich nicht zu stark auf den Verkehr zu konzentrieren, der wieder anstrengend zu werden schien und die Landschaft zu geniessen. Java wirkte auf mich trockener in dieser Jahreszeit, als Bali.
Bilder von unterwegs:
Junge staatliche Teakholzplantagen. Die Bäume verlieren in der Trockenzeit alle Blätter und sehen aus, als ob sie abgestorben wären. Sobald in 1-2 Monaten der Regen einsetzt soll hier alles wieder grün werden- im Moment schwer vorstellbar.
Wir fuhren an verschiedenen Plantagen von Tabak, der blühte, Zuckerrohr, Chili und immer wieder Reis vorbei. Die Reisfelder sind oft so gross, dass sie bis zu unserm Blickhorizont reichten. Trotz dichtem Verkehr konnte Karang teilweise recht schnell fahren und wir wollten ihn nicht immer wieder stoppen um zu fotografiere, wenn wir etwas Schönes sahen. Schade, aber wir wollten schliesslich noch vor dem Eindunkeln in unserm nächsten Nachtlager in Sukapura ankommen und waren auch so mehr als 7 Std. unterwegs. Auf Ostjava wird es sehr früh dunkel, noch eine STd. früher als auf Bali- 17.00 beginnt die Dämmerung!
Der 17. August ist der indonesische Nationalfeiertag. Die Vorbereitungen beginnen jeweils 2 Wochen oder mehr vorher. Alle Schüler müssen mit Paraden mitmachen und üben überall, auf Strassen, Schulhöfen, Fussballplätzen. Die Kinder sind stolz darauf und machen mit grossem Eifer mit. Für uns sieht es sehr militärisch aus.
Kurz vor Sukamade hielten dann doch noch an, weil wir an einem Festzelt mit lauter Musik und vielen Menschen und Verkaufsständen an der Strasse vorbei kamen. Wir vermuteten eine Hochzeit, aber es war ein Dorffest, gesponsert von einem Regierungsmitglied und seinem Freund im Dorf. Ueli wurde von diesem persönlich begrüsst, währenddem ich von einem Mann direkt in die Arena inmitten des Geschehens gezerrt wurde und plötzlich zwischen zwei blödelnden "Schauspielern" stand, die mich wohl aufforderten mitzumachen. Dass ich weder sie, noch sie mich verstanden, muss unterhaltsam gewesen sein, wie ich aus dem Gelächter des Publikums schloss, aber ich möchte lieber nicht wissen, was sie fragten und sagten ;-)) Karang und Windu verstanden ihren Dialekt leider auch nicht. Allerdings erkannten wir aus dem weitern Verlauf, dass es eine Art obszöner Sketch war. Da stand ich zum Glück bereits wieder am Rande des Geschehens. Uelis Fotoapparat hatte genau in diesen Szenen mal wieder blockiert und er konnte mich in meiner misslichen Lage nicht ablichten, wofür ich dankbar bin. Aber es machte mich doch froh, dass ich die Menschen dort unbeabsichtigt zum Lachen gebracht hatte durch meine blosse Erscheinung ;-)
Die Bewohner in dieser Bergwelt gehören zum Stamm der Tengger. Sie haben ihre ursprüngliche, hinduistischen, volkstümlichen Traditionen weitgehend bewahren können, indem sie vor dem sich ausbreitenden Islam in die Berge flüchteten. Viele von ihnen waren auch nach Bali geflohen.
Sehr müde von der schlussendlich 7-stündigen Fahrt kamen wir im Hotel Nadia in Sukamade an und es begann gerade einzudunkeln. Da wir nur eine kurze Nacht hier verbringen würden, packten wir nichts aus und begaben uns kurz nachher in das ungemütliche Restaurant des Hotels. Leider hatten wir vor dem Hotel draussen keinen "Warung" gesehen und es war auch schon fast zu kühl hier in den Bergen, um draussen zu sitzen. Nach dem wieder Erwartens guten Nachtessen, lagen um 20 Uhr im Bett und schliefen schnell ein, um doch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen.