Weil wir wohl beide etwas Reisefieber hatten, nachdem wir so lange in KL stationiert waren, schliefen wir unruhig, sodass Ueli lange vor dem Wecker wach war und mich um 6.30 Uhr nicht wirklich wecken musste. Wir wollten das Frühstücksbüffet im Hotel versuchen und wurden nicht enttäuscht. Nachdem wir einen Monat in KL unser Frühstück zum grössten Teil selbst mitgebracht hatten, weil das Hotel auf malaisische und asiatische Gäste eingestellt ist, genossen wir es so sehr, mal wieder andere Früchte als Wassermelonen, sogar feines, auch körniges Brot und Omelett für Ueli zu bekommen. Auch der Orangensaft war tatsächlich frisch gepresst. Das malaisische Frühstücksbüffet sieht gut aus, aber wir haben uns in der ganzen Zeit nie daran gewöhnt, in Asien zum Frühstück Suppe oder gebratenen Reis, Nudeln und gebackene Eierspeisen zu essen. Anscheinend geht es den meisten Europäern so, vorallem auf die Dauer. Was wir beide kaum vermissen, ist Hartkäse. Trotzdem haben wir zur Abwechslung "La vache qui rit" gekauft, die wir in einem westlich orientierten Esswarenladen gefunden haben ;-). Die einheimische Konfitüre ist meist einfach süss und schmeckt selten nach den angeschriebenen Früchten. Aber es wird oft ein Kraftfutter-Mus aus Kokosnussfleisch und Eiern zubereitet, das nicht sehr süß ist und auf den Toast gestrichen wird. Mir schmeckte das sehr, Ueli findet es grässlich.
Um 8.45 Uhr nahmen wir das Taxi zum Flughafen Miri, den wir trotz Montagmorgen-Verkehr in knapp 15 Minuten erreichten. Von KL sind wir uns schon so gewohnt, dass man an Wektagen in den Morgen- und Abendstunden im Stau stecken bleibt, dass wir ganz erstaunt waren, so reibungslos und schnell im Flughafen angekommen zu sein. Miris Flughafen ist nicht gross und wir fanden den Check-in-Schalter der MASwings Fluggesellschaft, mit der wir nach Gunung Mulu in den Regenwald fliegen wollten sofort. Etwas gespannt waren wir einzig noch auf den Flugzeugtyp, denn bei der Ankunft im Flughafen gestern, sahen wir zwei kleine Propellermaschinen der MASwings. Ich wäre zu gerne mit einer solchen Maschine geflogen. Ueli war es dann aber ganz recht, als wir in eine grössere Ausgabe dieser Propellerflugzeuge einsteigen konnten. (Sichtweise Caterine!!!) .
Schon waren wir mitten im Regenwald in dem kleinen Flughafen von Gunung Mulu im Nationalpark gelandet und warteten auf unser Gepäck. Es war alles so klein und nah beieinander, wir durften zu Fuss vom Flugzeug in die Gepäckausgabehalle gehen. Wir konnten beobachten wie unser Koffer vom Flugzeug auf einen kleinen Gepäckwagen geladen wurde. Dieser wurde von Hand zur Gepäckausgabehalle gestossen, wo wir es in Empfang nehmen konnten.
Zusammen mit einigen andern Reisenden wurden wir zum Hotel mitten im Dschungel gebracht und konnten um 11 Uhr bereits unser Zimmer beziehen. Im Restaurant des Hotels nahmen wir anschliessend das Mittagessen ein (eines der feinsten Essen in Malaysia :) ) und waren um 14 Uhr bereit für die ersten Abenteuer im Regenwald.
Seit dem Jahr 2000 gehört der Gunung Mulu Nationalpark zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Seine Fläche beträgt 530 km2. Der Park wurde Ende 1985 für Besucher geöffnet. Im Jahre 1961 waren die ersten Wissenschaftler durch den Regenwald bis zum Gunung (= Berg, 2376 m) Mulu vorgedrungen und berichteten von Höhlen. 1977/78 machte die Royal Geographical Society eine erste Bestandesaufnahme der Flora und Fauna und entdeckte das riesige Höhlensysteme im Gunung Api (1740 m), nördlich des Gunung Mulu. Möglicherweise ist dies aber erst ein Drittel des ganzen Höhlensystems, das die Gebirge wie ein Labyrinth durchzieht. Starke Niederschläge in dieser Gegend Borneos haben über Jahrmillionen die Kalkfelsen ausgehöhlt. Aus Sicherheitsgründen kann nur ein Teil der Höhlen besucht werden. Die Beleuchtung in den Höhlen wird bewusst niedrig gehalten, um das Algenwachstum, das zu Veränderungen in der Flora und Fauna führt, nicht zu fördern.
(Angaben aus Stefan Loose Reiseführer Malaysia)
Wir machten uns auf den Weg zu den beiden Höhlen, die wir heute besuchen wollten in 3,8 km Entfernung- "Deer cave" und "Clearwater cave". Der Weg im Nationalpark ist sehr gut präpariert, eigentlich ein durchgehender Steg aus Holz. Bereits nach kurzer Zeit entdeckten wir die ersten Tierchen. Es gibt unzählige Arten von Würmern, Raupen, Tausendfüsslern, Insekten. Wir hören auch ganz viele verschieden Vogelstimmen und Froschgequake in allen Tonlagen, aber zu sehen bekommt man diese selten. Der Parkweg ist schon zu vielbesucht, da flüchten und verstecken sich die Tiere zu unserm Bedauern.
Die kleine Russin Alicia ist hocherfreut über jedes kleine Käferchen, das wir sehen und will sie alle fliegen sehen. Gerade wollte Ueli einen ganz speziellen Käfer mit Horn fotografieren, den Lawrence uns zeigte, als der Vater von Alicia den putzigen anpustete, um ihn für seine Tochter zum fliegen zu bringen... oh je, da war es um Uelis Geduld geschehen, was ich gut verstehen konnte. Er blitzte den Russen mit bösen Augen an und meinte: "Thank you, I wanted to take a picture of it :-((( " Es war dem Herrn dann gar nicht recht und er entschuldigte sich bei Ueli, aber er hatte es schon verspielt. Es war auch wirklich rücksichtslos, denn er stand genau neben Ueli, als dieser den Käfer ins Visier nahm und hätte es bemerken müssen. Von da an fragte Alicia aber jedes Mal, bevor sie ein Tierchen aufscheuchte zuerst uns, ob wir fertig fotografiert hätten. Der Lerneffekt war wenigstens da ;-)
Nach dem Hornkäfer fand Ueli ein Stabinsekt... was die Natur alles kreiert :-)
Ueli faszinierte das tote braune Blatteil, das hinunter hing, als er dieses Foto machte. Die Insekten am Stengel sah er erst, als er das Foto genauer ansah. So passen sich die meisten Tiere an ihre Umgebung an,
Uralter Regenwaldbaum mit gigantischen Wurzelstamm, als Bodenverankerung.
Wir kamen nicht mehr aus dem Staunen heraus...
Im Regenwald wachsen unzählige verschiedene Pflanzen und Bäume, vieles ist überwuchert von Moos, ob am Boden oder in der Höhe. Moos ist die älteste Pflanze der Erde und x-mal älter als die Menschheit.
Alicia wurde etwas ruhiger seit dem Vorfall mit dem Hornkäfer oder war es vielleicht, weil wir inzwischen bei der ersten Höhle, der "Lang's Cave", benannt nach ihrem Entdecker, angelangt waren?
Diese erste Höhle ist nicht sehr gross, sodass wir bald zu der nächsten, der "Deer Cave" (Gua Rusa) weiter spazierten. Schon der Eingang beeindruckte uns alle mächtig. Bis im 19. Jh. soll hier Rotwild gelebt haben, weshalb die Höhle so genannt wurde. Es ist die längste Höhlenpassage der Welt, 2160 m lang, 220 m breit. Der Eingang ist 120 m hoch und 170 m breit. Im Innern stieg uns schon bald ein penetranter Geruch von den Grano-Bergen, Exkremente der ca. 3 Mio. hier lebenden Fledermäuse, in die Nase und liess uns schneller voran gehen. Lawrence band sich sogar seinen Schal vor den Mund.
Er hätte uns auch vorwarnen können- es war wirklich schlimm :-(( 3- 6 Tonnen Guano produziert diese gewaltige Anzahl von Fledermäusen jährlich. Das eigenartige, unverkennbare Quietschen der mit dem Kopf nach untern hängenden Fledermäuse begleitete uns durch die ganze Höhle. Aber sehen konnten wir sie nicht, weil es in der Höhe, in der sie hängen zu dunkel ist. Es leben 17 verschieden Arten in dieser Höhle von insgesamt 27 in ganz Borneo. Lawrence fand auf dem Weg eine "Nacktfledermaus" und zeigte sie uns. sie war kleiner als eine Hand und er meinte, sie sei ausgewachsen. Sie kroch mühsam auf dem Boden herum und sah nicht sehr nett aus. Vermutlich war sie krank. Man darf die Fledermäuse auf keinen Fall anfassen und so gingen wir schweren Herzens schnell weiter.
Die Kalkformationen sind immer wieder faszinierend, auch wenn wir Ähnliches auch in Europa schon gesehen haben. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Auch diese Spinne wohnt in der Höhle.
Nach ein paar hundert Metern schaut man zum Höhleneingang zurück und erkennt, dass der Felsen dort vorne das Profil von Abraham Lincoln geformt hat.
Eine Dusche gefällig?
Am Ende der Höhle wurde es hell und der "Garten Edens" erschien vor unsern Augen. Es fühlte sich an wie im Wunderland. Auch dort prasselte eine Dusche vom Felsen hinunter.
Gegen Abend, um ca. 17 Uhr kamen wir zum Höhleneingang zurück und sahen schon von weitem, dass die Fledermäuse sich bereits zum Flug auf Nahrungsjagd zu formatieren begonnen hatten. Uns erwartete ein unbeschreibliches, unvergessliches, faszinierendes Schauspiel.
Fast eine Stunde lang sassen wir gebannt vor dem Höhleneingang beim Fledermaus-Observatorium auf den Bänken und schauten zu, wie Zehntausende von Fledermäusen in einem Band, das sich schlangenartig durch die Luft fortbewegte. Ab und zu kam eine kleine Formation zurück geflogen, anscheinend, um Genossen aus ihrer Kolonie, die noch zurückgeblieben waren (zu spät aufgestanden?) abzuholen- sehr soziale Wesen also :-)
Dieses Erlebnis hatte uns mehr als entschädigt für den stinkenden Geruch der Exkremente dieser Tiere, der uns den Höhlenbesuch fast vermiest hätte.
Wir hatten wirklich Glück. Diese Schauspiel findet nur bei trockener Witterung statt. Die Fledermäuse bleiben bis zu drei Tagen in der Höhle wenn es regnet. Dann ist meist der Hunger grösser und es wird trotz Regen geflogen.
Es regnete als wir die Höhle besichtigten und stoppte zur richtigen Zeit, dass die Fledermäuse die Höhle verliessen. Auf dem Rückweg wurde es bereits dunkel. Als wir den Bus zum Hotel bestiegen begann es wieder zu regnen bis in die frühen Morgenstunden. Wir hatten grosses Glück :))
Es regnete als wir die Höhle besichtigten und stoppte zur richtigen Zeit, dass die Fledermäuse die Höhle verliessen. Auf dem Rückweg wurde es bereits dunkel. Als wir den Bus zum Hotel bestiegen begann es wieder zu regnen bis in die frühen Morgenstunden. Wir hatten grosses Glück :))